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Donald Knuth arbeitete an der Stanford University, als er 1977
begann, ein Textverarbeitungssystem zu entwickeln, das als TeX (Tau
Epsilon Chi) und METAFONT in die Geschichte eingehen sollte. Seine
Zielsetzung war revolutionär. Die Autoren wissenschaftlicher Bücher
sollten ein computergestütztes Handwerkszeug an die Hand bekommen,
mit dem mathematische Formeln so editiert werden konnten, dass sie
exakt so aussahen, wie sie es sich vorstellten und mit formschönen
Zeichensätzen in den Druck gehen konnten. Die entsprechenden Fonts
sollten mit METAFONT erstellt werden.
Somit wurde eine Standardsprache in die Computertypografie eingeführt.
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Mit der Verbreitung von TeX wurden natürlich auch Probleme deutlich,
mit denen sich die Autoren und die Nachbearbeiter der Dokumente
herumschlugen. Die Autoren hielten sich lange mit dem Layouten der
Texte und mit recht kryptisch anmutenden TeX-Anweisungen auf,
Arbeiten, die auch an darauf spezialisierte Layouter delegiert werden
konnten.
Leslie Lamport entwarf deshalb unmittelbar nach der Verfügbarkeit von
TeX82 das LaTeX-System, das die TeX-Befehle abstrahierte und dem
Anwender die Möglichkeit gab, mit wenigen verständlichen Befehlen die
Dokumentstruktur und das Grob-Layout zu kontrollieren. Feinheiten der
Formatierung konnten Layoutern überlassen werden, die sich darauf
spezialisiert hatten. LaTeX wurde Mitte 1985 als LaTeX 2.09 zur
Nutzung freigegeben. Die Versionsnummer hat sich bis Mitte 1994 nicht
geändert, auch wenn nach dem dem 1. Dezember 1991 die
Internationalisierung mit sprachspezifischen Stilversionen integriert
war.
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Mit der Zahl der Anwender stiegen auch die Ansprüche an das
Satzsystem. Es wurden Fehler und Mängel aufgezeigt, die eine
schrittweise Überarbeitung nötig machten. Nach einem Gespräch zwischen
Leslie Lamport, Frank Mittelbach, Chris Rowley und Rainer Schöpf auf
der TeX User Group-Konferenz in Stanford 1989 begann die Überarbeitung
im sogenannten LaTeX3-Projekt. Im Dezember 1993 wurde als Testversion
LaTeX2e mit allen Neuheiten auf den internationalen Servern
bereitgestellt. LaTeX 2.09 gilt mittlerweile als überholt, wird aber
auf den Servern als latex209 weiterhin angeboten.
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Das NFSS (New Font Selection Scheme) sollte den Umstand beseitigen,
dass mit TeX von Donald Knuth nur ein Dutzend Zeichensätze
bereitgestellt wurden, auf die direkt zugegriffen werden konnte. Ein
paar Befehle reichten, um zwischen den Fonts umzuschalten. Diese
Situation hatte sich auch bei der ersten Veröffentlichung von LaTeX
nicht geändert. Der Fortschritt in der Druckerentwicklung und die
gestiegene Anzahl von Zeichensätzen im METAFONT-Quellformat verlangten
nach einem generischen Verfahren, die Schriften in LaTeX zu
integrieren. Als Frank Mittelbach und Rainer Schöpf NFSS
veröffentlichten, das auf fünf unabhängig voneinander einstellbaren
Attributen, mit denen man auf verschiedene Zeichensätze,
Zeichensatzcharkteristika oder Schriftfamilien zugreifen konnte, fand
es schnell Verbreitung, nachdem es erfolgreich in AMS-LaTeX eingesetzt
werden konnte.
Basierend auf der Prototyp-Version von Mark Purtill für skalierbare
Zeichensätze und Entwicklungen von Sebastian Rahtz über Postscript
Fonts entwarf Frank Mittelbach NFSS2. Ende 1992 wurde NFSS2
fertiggestellt. Sebastian Rahtz entwickelte übrigens das PSNFSS zur
Verwendung von Posstscript-Fonts in LaTeX2e auf der Basis früherer
Arbeiten von Kresten Thorup und Timothy van Zandt, wobei er die
Nomenklatur von Karl Berry verwendete (Herkunft, Schriftname, Stärke,
Variante, Breite und Entwurfsgröße).
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Die in LaTeX implementierten Befehle zum Setzen mathematischer Formeln
waren schon recht vielfältig. Gleichzeitig konnte der
Anwender aber auch eigene Befehle und Umgebungen entwerfen, um sich
unnötige Schreibarbeit zu ersparen. Um die damit bestehenden
Möglichkeiten zur einheitlichen Darstellung von Formeln zu fördern,
entschloss sich die American Mathematical Society (AMS) diese
Entwicklung zu unterstützen und eigene Erfahrungen einzubringen. Es
entstand AMS-TeX. Die erste Version von AMS-TeX wurde bereits
1982 veröffentlicht. Da AMS-TeX die in LaTeX integrierten Vorteile für
den Anwender nicht bereitstellte, die Anwender aber mit LaTeX
erstellte Dokumente bei der AMS einreichte, wurde 1987 das
AMS-LaTeX-Projekt ins Leben gerufen. 1990 gab es die erste
AMS-LaTeX-Version. Eine damit notwendig gewordene Einbindung der Fonts
in NFSS wurde von Frank Mittelbach, Rainer Schöpf (Berater der AMS)
umgesetzt und von Michael Downes (technischer Mitarbeiter der AMS)
unterstützt.
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Was im Buchdruck aufgrund der Vielfalt der Notenschriftelemente nicht
möglich war, stellte für METAFONT kein Problem dar. TeX hatte die
Aufgabe, die Notensatzelemente richtig zu positionieren. Angelika
Schofer und Andrea Steinbach (Universität Bonn) schufen in ihrer
Diplomarbeit die Grundlagen für das Paket mtex. Daniel Taupin
(Frankreich) erweiterte dieses Paket zu musictex, das
professionellen Notensatz für bis zu neun Liniensysteme (polyphone und
Instrumentalmusik) ermöglichte. Die nächste Erweiterung zu MusiXTeX
wurde unter Mithilfe von Ross Mitchell (Australien) und Andreas Egler
(Bonn) entwickelt. Sie stellt die Version dar, die mit TeX, LaTeX 2.09
und LaTeX2e zusammenarbeiten kann.
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LaTeX hat mittlerweile eine recht ansehnliche Geschichte der
Entwicklung hinter sich und wird ständig verbessert. Graphische
Oberflächen zur Vereinfachung der Arbeit mit den LaTeX-Befehlen
ergänzen die Möglichkeiten des Anwenders ebenso wie die vielen
Style-Pakete, die von TeX- und LaTeX-Usern auf den internationalen
Servern veröffentlicht werden. In einem Geschichtsabriss kann man
sicher auf die Kernmomente und die daran beteiligten Personen
verweisen, doch die vielen Style-Pakete mit ihren sehr sinnvollen
Funktionen, interessanten Darstellungsmöglichkeiten können hier nicht
alle aufgeführt werden. Wer sich dafür interessiert, dass man
Backgammon, Schach oder Go über Spieledokumentationspakete darstellen
kann oder wer wissen will, wer die Kreuzworträtsel-Styles geschrieben
hat, dem sei die Lektüre der einschlägigen Literatur wie der
LaTeX-Begleiter von GOOSSENS, MITTELBACH, SAMARIN oder die 3 Bände
LaTeX von KOPKA empfohlen.
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