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Kile ist der Nachfolger von Ktexmaker2. Dies sei gleich zu Beginn
angemerkt, damit es keine Missverständnisse gibt. Der Funktionsumfang
von Kile hat sich im Vergleich zu Ktexmaker2 eindrucksvoll gesteigert.
Während Ktexmaker2 für KDE2 geschrieben wurde, setzt Kile gleich auf
KDE3 auf. Schon die Oberfläche macht die Unterschiede deutlich.
Wer aus irgendwelchen Gründen nicht gleich mit Kile beginnen kann,
wird aber mit Ktexmaker2 grundlegende Funktionen wie das Festlegen
eines Hauptdokumentes für den Übersetzungsvorgang, das Generieren
von Postscript- oder PDF-Dokumenten, einige Wizards für Dokument-
und Tabellengerüste oder Syntaxhighlighting nicht vermissen müssen.
Kile bietet darüberhinaus eine umfangreiche Sammlung von Symbolen zum
Anklicken an, die das schnelle Einfügen von LaTeX-Befehlen in die
eigenen Texte ermöglichen.
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Will man mit einem neuen Text beginnen, bieten sich zwei Möglichkeiten
an, die jeweils die Grundeinstellungen für ein Dokument beinhalten.
Über den Menüpunkt Datei->Neu Wird ein kleines Fenster geöffnet, in
dem man lediglich die Dokumentklasse auswählen kann. Es wird nach der
Bestätigung ein Dokument eröffnet, das alle Befehle enthält, um einen
leeren Text der gewählten Klasse zu übersetzen.
Die zweite Möglichkeit
ist das Empty-Dokument zu nutzen, und dann den
Schnellstart-Assistenten (Wizard) aufzurufen, der ein neues Dokument
anlegt. Hier kann man im folgenden Dialog gleich noch ein paar
zusätzliche Einstellungen vornehmen, beispielsweise, die Schriftgröße
anpassen, oder die Pakete für mathematische Formeln einbinden.
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So wie beispielsweise in Kate ein Auswahlfenster für Dateien und
Verzeichnisse angeboten wird, können in Kile ebenfalls Dateien und
Verzeichnisse durchsucht werden. Allerdings ist dieser Bereich
erweitert worden. Bereits in Ktexmaker2 konnte man zwischen dem
Filebrowser und der Dokumentstruktur umschalten. In Kile werden auf
der Trennleiste zwischen Editorfenster und Browser-Bereich mehrere
Symbole angeboten, die zu Paletten aus unterschiedlichen Bereichen
führen. Von Pfeilen, über griechische Buchstaben bis hin zu Symbolen
der Aussagenlogik werden hier die Icons für entsprechende LaTeX-Befehle
angeboten.
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Über den Button zur Dokumentstruktur auf dem vertikalen Symbolrand
kommt man zur Strukturdarstellung. Hier wird ausgehend vom aktuellen
Dokument die Text-Struktur dargestellt. Dabei werden die
Gliederungsbefehle benutzt um einen Strukturknoten zu erzeugen.
Highlight dieses Werkzeugs ist, dass auch bei verteilten Dokumenten
(z.B. ein Text je Kapitel), die Input- und Include-Befehle
ausgewertet werden. So eingebundene Teildokumente können durch
Doppelklicken auf den entsprechenden Strukturknoten geöffnet werden.
Jedes Teildokument erhält einen Kartenreiter (Tab) oberhalb des
Editors. Definiert man nun über den Menüpunkt
Einstellungen->Aktuelles Dokument als Masterdokument festlegen
das Hauptdokument, kann man in jedem beliebigen eingebundenen
Teildokument editieren und wird über die Werkzeug-Funktionen zur
Übersetzung in DVI, PS oder PDF stets das Hauptdokument bearbeiten.
Aktiviert man im Strukturbrowser einen Gliederungsbefehl innerhalb des
aktuellen Dokumentes, springt der Editor an die entsprechende Stelle
im Text.
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In vielen Texten ist man heutzutage auf Tabellen angewiesen. Dass dies
unter LaTeX ein recht nervtötendes Unterfangen sein kann, ist
allgemein bekannt. Man darf die Übersicht nicht verlieren. Der
Tabellenassistent hilft ein wenig, indem er das Grundgerüst einer
Tabelle zur Verfügung stellt. Dabei werden über die Dialogelemente
Optionen zu Zeilen- und Spaltenanzahl, Spaltenausrichtung und
Abstandhalter angeboten. Die einzufügende Tabelle wird im Dialog
angezeigt und kann sofort mit Inhalt gefüllt werden.
Schließt man diesen Dialog mit einem Klick auf den OK-Button, wird der
komplette Tabellen-Code erzeugt und in das aktuelle Dokument eingefügt.
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Der Menüpunkt LaTeX enthält neben den Gliederungsbefehlen, Befehlen zu
Umgebungen, Aufzählungen oder Schriftformen auch den Befehl
\includegraphics{file.eps}, der einen Auswahldialog für die Bilddatei
öffnet. Der eingefügte Code ohne Bild ergibt den folgenden Code:
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\includegraphics[scale=1]{.}
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Nutzt man den Datei-Browser, stellt man schnell fest, dass nach
eps-Grafiken gesucht wird.
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Jedes externe Programm, das von Kile genutzt werden soll, muss
installiert sein. Das betrifft tex2html ebenso, wie pdflatex. Sind
diese nicht vorhanden, führt die Aktivierung der entsprechenden
Werkzeug-Icons oder Menüpunkte zu Fehlern. Es ist also ratsam, sich
wirklich eine komplette LaTeX-Umgebung zu schaffen, wenn man die
entsprechenden Tools wirklich nutzen will.
Wer die Kontrolle gern auf der Konsole behält, ist mit der in die
Umgebung integrierten Shell bestens versorgt. Hier kann man ganz
normal wie in jeder anderen Konsole arbeiten. Kile ist darauf
ausgelegt, wahlweise Postscript oder PDF zu erzeugen und anzuzeigen,
doch auch tex2html wird als Werkzeug nutzbar gemacht. Nutzt man die
integrierten Funktionsaufrufe, kann man auch das Logging im
Log-Fenster auswerten. Selbst das Springen von LaTeX-Fehler zu
LaTeX-Fehler ist wie in einem Debugger integriert. Dabei wird sowohl
die Fehlermeldung im Logfenster als auch die entsprechende Stelle im
Text angezeigt.
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Kile bietet diverse weitere Funktionen. Hier wurde bisher nichts über
benutzerdefinierte Macros erzählt, das Mathematik-Menü wurde
übergangen und die Einstellungsdialoge sind ebenfalls nicht erklärt
worden. Dieser Text stellt keine komplette Dokumentation über Kile
dar, doch der Text sollte ausreichen, um neugierig zu machen und
zum Ausprobieren anzuregen.
Viel Spaß damit!
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