Im Umgang mit Netzwerken hat sich die Bezugnahme auf ein
Referenzmodell der International Organization for Standardization (ISO) als
ausgesprochen hilfreich erwiesen. Hier soll von Anfang an betont
werden, dass es sich um ein Modell handelt, das eine
Standard-Netzarchitektur beschreiben soll. Ein Modell ist jedoch nicht
die Realität, und das Open Systems Interconnection-Modell (OSI) ist
und war auch zu keinem Zeitpunkt die Realität in der Netzwerkwelt.
Trotz seines Modellcharakters kann man seine Rolle beim Verständnis
der Zusammenhänge in einem Netzwerk kaum überschätzen.
Das OSI-Modell
wird auch als 7-Schichten-Modell bezeichnet. Es
definiert 7 Schichten und ordnet jeder einzelnen Schicht spezielle
Funktionalität zu. Über diese Grundidee lohnt es sich
nachzudenken.
Zunächst einmal müssen wir verstehen, dass ein Netzwerk
seinen Benutzern Dienste bereitstellt. Im einfachsten Sinne überträgt
es Daten von A nach B. Damit dies auf die Art und Weise geschieht, die
wir im Sinn haben, müssen jedoch tatsächlich eine Vielzahl von
Aufgaben bewältigt werden. Die Probleme, die dabei gelöst werden
müssen, reichen von Fragen der elektronischen Übertragung der Signale
über eine geregelte Reihenfolge in der Kommunikation (wer darf wann
senden?) bis hin zu abstrakteren Aufgaben, die sich innerhalb der
kommunizierenden Anwendungen ergeben. Die Vielzahl dieser Probleme und
Aufgaben lässt es sinnvoll erscheinen, das Netz nicht als einen
einzigen Dienstleister zu betrachten, sondern seine Dienste ganz
bestimmten Kategorien zuzuordnen. Als besonders geeignet hat sich die
Aufteilung in Schichten erwiesen.
Schichten sind in zweierlei Hinsicht interessant.
Erstens stellt jede Schicht ganz bestimmte Dienste zur Verfügung.
Betrachten wir das Problem der elektronischen Datenübertragung.
Werden die Daten über ein Kabel übertragen, so stellt sich die Frage,
welches elektrische Signal als 0 und welches als 1 erkannt werden soll.
Da 0 und 1 die elementaren Informationseinheiten sind, macht es keinen
Sinn, etwa die Reihenfolge der Kommunikation regeln zu wollen, bevor
dieses Problem gelöst ist - alles Weitere baut dann auf dieser
Problemlösung auf. Wir können also sagen, dass eine Schicht der über ihr
liegenden Schicht bestimmte Dienste zur Verfügung stellt. Die höhere
Schicht verlässt sich darauf, dass die untere Schicht ihre Aufgaben
korrekt erledigt. Sie benutzt ihre Dienste, um damit ihre eigenen
Aufgaben zu erledigen.
Zweitens dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass wir von
kommunikativen Prozessen reden. Auch hier spielt das Schichten-Modell
eine zentrale Rolle. Die Schicht (um beim Beispiel zu bleiben), die für
die elektronische Übertragung zuständig ist, wird die hier auftretenden
Probleme alleine mit ihrer Partnerschicht in den Nachbarrechnern klären,
und nicht etwa auch die darüberliegenden Schichten bemühen, welche von
Elektronik auch gar nichts wissen. Eine Schicht, welche die Reihenfolge
der Kommunikation regelt, wird dies nur mit ihrer Partnerschicht tun.
Nur diese Partnerschicht weiß überhaupt, dass hier eine Regelung gefunden
werden muss, folglich kann nur sie Antwort geben, und nur mit ihr kann
eine Vereinbarung getroffen werden. Wir sehen also, dass eine Schicht
zwei Dinge tut: Erstens stellt sie den anderen Schichten (im selben
System) ihre Dienste zur Verfügung, zweitens kommuniziert sie mit
ihrer Partnerschicht in einem oder mehreren fremden Systemen. Indem
die Kommunikation mit der Partnerschicht eines fremden Systems
erfolgreich ist, kann die Schicht ihren Dienst erfolgreich an die
höheren Schichten im eigenen System weitergeben.
Damit ist es nun an der Zeit, die einzelnen Schichten näher zu
betrachten. Wir beginnen ganz unten und arbeiten uns
Schicht für Schicht nach oben.
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