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Dokument Linux Software-RAID HOWTO - Abschnitt 9 Revision: 1.1.2.10
Autor:  Niels Happel
Formatierung:  Matthias Hagedorn
Lizenz:  GPL
 

9 Weitere Optionen des neuen RAID-Patches


9.1 Autodetection

Die Autodetection beschreibt einen Kernel-Parameter, der in allen beschriebenen Kernel-Vorbereitungen als zu aktivieren gekennzeichnet wurde. Er erlaubt das automatische Erkennen und Starten der diversen im System vorhandenen RAID-Verbunde schon während des Bootvorganges von Linux und somit auch die Nutzung eines RAID-Verbundes als Root-Partition.

Näheres zur Nutzung eines RAID-Verbundes als Root-Partition finden Sie im Abschnitt  Root-Partition oder Swap-Partition als RAID.



9.2 Persistent-Superblock

Diese überaus nützliche Option ist uns nun in jeder /etc/raidtab Konfiguration über den Weg gelaufen und mit dem Wert 1 eingetragen gewesen, doch was bedeutet er?

Erinnern Sie sich noch an die MD-Tools oder gar an die mdtab? Mit diesen älteren Tools wurde eine Datei /etc/mdtab erstellt, die in älteren RAID-Unterstützungen die Konfiguration Ihres RAID-Verbundes inklusiv einer Prüfsumme enthielt.

Sollte nun ein RAID-Verbund gestartet werden, so musste der Kernel erst mal diese Datei auslesen, um überhaupt zu erfahren, wo er welches RAID mit welchen Partitionen zu starten hatte. Haben Sie den Abschnitt über die Root-Partition als RAID gelesen, so ahnen Sie es schon: Um an diese Datei heranzukommen, muss aber erst mal das darrunterliegende Dateisystem laufen. Eine Zeit lang war es mit der neueren Konfigurationsdatei /etc/raidtab genauso, aber hier nun tritt der Parameter persistent-superblock in Aktion. Die möglichen Werte dafür sind 0 und 1. Ist der Wert auf 0 gesetzt, so verhält sich das Starten der RAIDs gemäß dem oben beschriebenen Vorgang. Ist er allerdings auf 1 gesetzt, wird beim Erstellen jedes neuen RAID-Verbundes an das Ende jeder Partition ein spezieller Superblock geschrieben, der es dem Kernel erlaubt, die benötigten Informationen über das RAID direkt von den jeweiligen Partitionen zu lesen, ohne ein Dateisystem gemountet zu haben. Trotzdem sollten Sie immer eine /etc/raidtab pflegen und beibehalten. Ist im Kernel die Autodetection aktiviert, so werden die RAID-Arrays mit aktiviertem Persistent-Superblock sogar direkt gestartet. Dies befähigt Sie, ganz simpel jedes RAID-Array als /dev/md0, /dev/md1 usw. einfach und problemlos in die /etc/fstab zu setzen. Der Kernel kümmert sich um das Aktivieren beim Startup, wodurch ein

root@linux ~# raidstart /dev/md0

ebenso wie ein

root@linux ~# raidstop /dev/md0

beim Systemhalt überflüssig ist.

Abgesehen davon ermöglicht diese Option auch das Booten von einem RAID-4 oder RAID-5 Array als Root-Partition. Näheres zur Einrichtung eines RAID-Arrays als Root-Partition finden Sie im Abschnitt  Root-Partition oder Swap-Partition als RAID.



9.3 Spare-Disks

Spare-Disks bezeichnen Festplatten-Partitionen, die mit Hilfe der /etc/raidtab zwar schon einem bestimmten RAID-Verbund zugewiesen wurden, jedoch solange nicht benutzt werden, bis irgendwann mal eine Partition ausfällt. Dann allerdings wird die defekte Partition sofort durch die Spare-Disk ersetzt und die Rekonstruktion der Daten aus den Paritätsinformationen wird gestartet. Den Fortschritt dieser Rekonstruktion können Sie - wie alles über RAID-Devices - mittels

root@linux ~# cat /proc/mdstat

nachvollziehen. Eine Spare-Disk sollte mindestens genauso groß oder größer sein als die anderen verwendeten RAID-Partitionen. Ist eine Spare-Disk kleiner als die verwendeten RAID-Partitionen und ist der RAID-Verbund fast voll mit Daten, so kann bei einem Ausfall einer RAID-Partition die Spare-Disk natürlich nicht alle Daten aufnehmen, was unweigerlich zu Problemen führt.



9.4 Spare-Disks und Hot Plugging

Dank der neuen RAID-Tools ist es auch möglich, eine Spare-Disk nachträglich in einen bereits vorhandenen RAID-Verbund einzufügen. Sinnvoll ist dieser Vorgang natürlich nur bei RAID-Modi, welche auch mit Spare-Disks umgehen können. Erweitern Sie dazu erst Ihre /etc/raidtab um die neue Spare-Disk. Dies ist zwar für den eigentlichen Vorgang nicht zwingend notwendig, jedoch empfiehlt es sich immer, eine sorgfältig gepflegte RAID-Konfigurationsdatei zu besitzen. Führen Sie dann zum Beispiel den Befehl

root@linux ~# raidhotadd /dev/md2 /dev/sde4

aus, um in Ihren dritten RAID-Verbund die vierte Partition Ihrer fünften SCSI-Festplatte einzufügen. Der Befehl raidhotadd fügt die neue Partition automatisch als Spare-Disk ein und aktualisiert auch gleich die Superblöcke aller in diesem RAID-Verbund befindlichen Partitionen. Somit brauchen Sie keine weiteren Schritte zu unternehmen, um die neue Spare-Disk Ihren anderen RAID-Partitionen als nutzbar bekannt zu geben.

Diesen Befehl kann man sich auch zu Nutze machen, einen intakten RAID-Verbund dazu zu bewegen, die Superblöcke neu zu schreiben oder sich zu synchronisieren. Der analog zu verwendende Befehl raidhotremove entfernt eine so hinzugefügte Spare-Disk natürlich auch wieder aus dem RAID-Array.




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