Startet man Mutt direkt nach der Installation, so wird eine
Voreinstellungskonfiguration verwendet. Diese paßt vermutlich
nicht zu den persönlichen Bedürfnissen, daher sind wahrscheinlich
etliche Benutzer beim ersten Start von Mutt verwirrt oder gar
abgeschreckt.
Dieser Abschnitt beschreibt einige elementare
Konfigurationsoptionen. In diesem Abschnitt erstellen wir eine
Grundkonfigurationsdatei mit den wichtigsten Einstellungen, um
mit Mutt loslegen zu können.
Mutt wird über eine Konfigurationsdatei konfiguriert. Zur
Konfiguration passt man in der Regel die Datei ~/.muttrc an
seine Bedürfnisse an. Auf Mehrbenutzersystemen kann es zusätzlich
eine systemweite muttrc geben, die etliche lokale
Grundeinstellungen vorgibt.
In der Konfigurationsdatei trägt man eine Reihe von sogenannten
Kommandos ein. Meistens schreibt man eines je Zeile, mehrere
kann man aber auch durch Semikolon trennen.
Kommandodefinitionen sind sehr mächtig, man kann sogar andere
Programme aufrufen und so beliebige Dynamik in die Konfiguration
stecken. Man kann auch andere Konfigurationsdateien je nach
bestimmten Ereignissen "nachladen", beispielsweise, um
spezial-Einstellungen für einzelne Folder (das sind meist
Dateien, in denen die ganzen Mails liegen) zu aktivieren.
Es gibt das Kommando set, das eine Mutt-Variable auf einen Wert
setzt. Das schreibt man dann so:
set variable=wert
Manche Variablen setzt man aber einfach nur (zum Beispile set
fast_reply). Mit unset kann man
diese ausschalten. Dies entspricht den Werten "ja" (gesetzt)
und "nein" (nicht gesetzt).
Hier findet man viele Konzepte, die man von Shells her kennt. In
den folgenden Abschnitten folgen noch viele Beispiele dazu.
Kommentare stehen hinter dem Rautezeichen #.
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In den meisten Fällen muß man einige Basisoptionen auf jeden Fall
setzen. Zunächst muß Mutt natürlich die eingegangenen Mails
finden. Oft werden einkommende Mails in einem sogenannten
spoolfile nach $MAIL abgelegt, bei Verwendung von sendmail ist
das üblicherweise eine Datei in /var/mail oder
/var/spool/mail, die so heißt, wie der Benutzername. Dies ist bei
Mutt Voreinstellung. Man kann diese Einstellung mit dem set
Kommando ändern, indem man ein anderes spoolfile setzt. Das
Kommando wäre beispielsweise:
~/.muttrc
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set spoolfile=/var/mail/steffen
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Diese Zeile schreibt man einfach so in die Datei ~/.muttrc. Die
Möglichkeiten der Konfiguration sind sehr mächtig. So kann man
hier auch auf Shellvariablen zugreifen:
~/.muttrc
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set spoolfile=$MAIL
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oder sogar Kommandosubsitution verwenden:
~/.muttrc
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set spoolfile=/var/mail/`whoami`
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Wenn man Mails verschickt, so sollten diese im Absender den
richtigen Namen des Absenders (realname) enthalten, um nicht als
unhöflich zu gelten. Mutt verwendet automatisch das GCOS Feld des
Benutzers, was leider oft nicht korrekt eingestellt ist. Der
Administrator root kann diese Informationen für beliebige
Benutzer mit dem Dienstprogramm chfn einstellen, ein Benutzer
darf meistens seine eigenen Einstellungen setzen. Mutt ist jedoch
nicht zwingend auf diese Einstellungen angewiesen.
Den Namen kann man beispielsweise über die Variable realname
einstellen:
~/.muttrc
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set realname="Steffen Dettmer"
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Mutt baut nun aus dem Realnamen, dem Benutzernamen und Namen des
Hosts die Absenderadresse zusammen. Heute ist das oft nicht mehr
erwünscht, da viele Dailup-Systeme Hostnamen verwenden, die im
Internet gar nicht bekannt sind - würde man an ein solches System
eine Antwort-Mail schicken, so könnte diese nicht ausgeliefert
werden. Daher kann man mit mutt auch die komplette
Absenderadresse einstellen:
~/.muttrc
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set from="\"Steffen Dettmer\" <steffen@dett.de>"
set envelope_from=yes
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Das from sollte immer auf eine erreichbare Adresse zeigen.
In diesem Beispiel sieht man auch gleich, dass man Sonderzeichen,
wie Anführungszeichen, mit einem Backslash escapen kann. Dies
funktioniert im Prinzip wie bei einer Shell. Die Option
envelope_from stellt ein, dass die from Adresse an sendmail
über -f weitergereicht wird. Ob diese Option funktioniert,
hängt natürlich von dem verwendeten sendmail ab.
Möchte man weitere Felder im Header einer Mail einstellen, so
kann man das Kommando my_hdr verwenden. Beispielsweise kann man
folgende drei Kommandos eintragen:
~/.muttrc
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my_hdr Reply-To: "Steffen Dettmer" <steffen@dett.de>
my_hdr X-Editor: Vim http://www.vim.org/
my_hdr X-Mailer: Mutt http://www.mutt.org/
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Die setzen dann eine Reply-To Adresse (sollte man natürlich nur
machen, wenn diese vom "from" abweicht). Weiterhin verraten wir
der Welt meinen Lieblingseditor und welch tolles E-Mail-Programm
wir gerade verwenden.
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Es folgen ein paar Optionen, die wichtige persönliche Vorlieben
einstellen.
Mutt fragt, ob gelesene Mails in einen extra Folder gespeichert
werden soll. Wenn man dies nicht möchte, schaltet man diese
Funktion einfach mit dem Kommando set move=no ab.
Möchte man Mails speichern, legt mutt diese in Foldern ab. Per
Voreinstellung werden diese im Verzeichnis ~/Mail/ erzeugt. Die
verwendete Variable heißt folder und kann natürlich auf einen
anderen Wert gesetzt werden. Diese Variable kann bei Dateinamen
kurz als + oder = geschrieben werden. Dies ist nützlich, um
beispielsweise die Datei einzustellen, in der versendete Mails
gespeichert werden:
~/.muttrc
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set folder=~/Mail/
set record=+sent-mail
set postponed=+postponed-msgs
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postponed ist englisch für "aufgeschoben" oder "vertagt": Hier
werden Mailentwürfe gespeichert, die man später verschicken möchte
(dazu später mehr).
Große Flexiblität gewinnt man, wenn man sich die Mailheader auch
vom Editor anzeigen läßt: so kann man nach Belieben Felder
hinzufügen oder ändern. Normalerweise fragt mutt beim Antworten
beispielsweise nach Zieladresse und Subject (Betreff). Dabei
werden passende Werte aus der alten Mail übernommen. Möchte man
die Felder aber lieber im Editor ändern, kann man schreiben:
~/.muttrc
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set fast_reply
set edit_headers
set include
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Die letzte Anweisung sorgt dafür, dass mutt nicht fragt, ob
zitiert werden soll, sondern dies immer automatisch macht.
Viele finden es ungewöhnlich, beim Betrachten von Mails mit der
Leertaste scrollen zu müssen. Per Voreinstellung wählt
Cursor-Unten und Cursor-Hoch die nächste beziehungsweise
vorherige Mail aus. Das finden viele sehr verwirrend, aber
natürlich kann man das ändern:
~/.muttrc
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bind pager <up> previous-line
bind pager <down> next-line
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Das Kommando bind ändert eine Tastenbelegung, hier für den
Pager. Der Pager ist die Anzeige einer Mail. Man sieht, dass die
Cursor-Taste Hoch (<up>) ab jetzt eine Zeile zurück und die Taste
Runter (<down>) eine Zeile weiterspringt. Zum Navigieren durch
die einzelnen Mails stehen jetzt im Pager noch die Tasten Rechts
und Links (nächste und vorherige Mail) zur Verfügung. Die
Indexansicht, in der die Nachrichten zur Auswahl angezeigt wird,
verwendet weiterhin diese Tasten wie vorher.
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Setzt man keine speiziellen Editoreinstellungen, so wird
automatisch der $EDITOR verwendet, wie man das von anderen
Unix-Programmen gewohnt ist.
Man kann aber die Variable editor setzen, und dabei auch
Optionen angeben. In diesem Abschnitt wird erklärt,
wie man den Editor vim verwenden kann.
Benutzer anderer Editoren
müssen hier natürlich die Einstellung anpassen.
Beispielsweise möchte man sicherlich eine farbige,
syntaxabhängige Darstellung, die man mit dem
vim-Kommandos "set t_Co=8" und
syntax on erreichen kann.
Stehen diese nicht in der
~/.vimrc, so kann man diese jetzt setzen. Verwendet man
beispielsweise edit_headers, so ist es störend, dass man erst
einige Zeilen nach unten gehen muss, um den Anfang der
eigentlichen Nachricht zu erreichen. Man kann den vim aber auch
anweisen, gleich auf die erste Leerzeile zu springen. So kann man
schreiben:
~/.muttrc
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set editor='vim -c "set t_Co=8" -c "syntax on" -c "/^$"'
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Mutt ermöglicht es, E-Mail-Adressen in einer sogenannten
"Aliasdatei" zu speichern. Dies ist per Voreinstellung die
normale Konfigurationsdatei ~/.muttrc. Übersichtlichkeit erhält
man, speichert man die Adressdaten in einer eigenen Datei,
beispielsweise ~/.mutt_alias. Dies erreicht man mit den folgenden
Einstellungen:
~/.muttrc
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#eigene Aliasdatei verwenden:
set alias_file=~/.mutt_alias
#Aliasdatei einlesen, damit die Adressen gleich bekannt sind:
source ~/.mutt_alias
#Namen zu Adressen über die Aliasliste suchen und anzeigen
set reverse_alias
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Die letzte Option ist sehr interessant. Hat man eine E-Mail-Adresse
mit vollständigem Namen in der Aliasdatei eingetragen, so wird
dieser anzeigt, auch wenn er in der E-Mail selbst nicht enthalten
war. Das ist hilfreich, wenn man E-Mail von Adressen ohne
Realnamen erhält, die man sich nur schwer merken kann.
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Es gibt sehr viele Einstellungen, die das Verhalten von PGP oder
GnuPG steuern. Glücklicherweise werden mit mutt sinnvolle
Voreinstellungspakete mitgeliefert. Diese Einstellungen muß man
nur laden. Die Einstellungen für GnuPG sind in der Datei gpg.rc
zusammengefasst. Um herauszufinden, wo die Distribution diese
Datei abgelegt hat, kann man das Kommando locate verwenden:
user@linux $
locate gpg.rc
/usr/share/doc/packages/mutt/gpg.rc
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Hier wurde die Datei also in /usr/share/doc/packages/mutt/gpg.rc
abgelegt (es handelt sich in diesem Fall um eine ältere
SuSE-Version). Diese Datei lädt man nun in der .muttrc:
~/.muttrc
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source /usr/share/doc/packages/mutt/gpg.rc
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Der genaue Pfad wird natürlich abweichen.
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Für etwas Übersicht sorgen Farben. Hier gibt es vielfältige
Einstellungsmöglichkeiten.
Farben stellt man mit dem Kommando color ein. Dahinter stehen
mindestens drei Angaben. Die erste zusätzliche Angabe zeigt, was
gefärbt werden soll (beispielsweise die Nachricht, englisch:
message). Es folgt die Vorder- und dann die Hintergrundfarbe.
Beispiele sind white (weiss), black (schwarz) und default
(Voreinstellung). Verwendet man ein Terminalfenster mit
transparentem Hintergrund oder einem Hintergrundbild, so bedeutet
die Voreinstellung "durchsichtig".
Alle bisher genannten Optionen zusammen mit ein paar
Farbeinstellungen bilden eine Grundkonfiguration. Der
Übersichtlichkeit halber hier ein vollständiges Beispiel einer
Konfiguration gegeben, um mit Mutt beginnen zu können.
Kurze Erklärungen sind als Kommentare vorhanden.
~/.muttrc
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#Das spoolfile /var/mail/$USER bzw. $MAIL ist Voreinstellung:
set spoolfile=/var/mail/$USER
#Realnamen und Absenderadresse einstellen
set from="\"Steffen Dettmer\" <steffen@dett.de>"
set envelope_from=yes
#Editor und Mailer im Header einstellen:
my_hdr X-Editor: Vim http://www.vim.org/
my_hdr X-Mailer: Mutt http://www.mutt.org/
#Dorthin mit gespeicherter Mail
set folder=~/Mail/
#Dorthin mit verschickter Mail
set record=+sent-mail
#Dorthin angefangenen Nachrichten
set postponed=+postponed-msgs
#Gelesene Mail nicht in einen Extrafolder verschieben
set move=no
#Nicht fragen, antworten :-)
set fast_reply
#Header mit Editor bearbeiten können
set edit_headers
#immer zitieren
set include
#Editor vim, bunt, und gleich auf erste Leerzeile springen:
set editor='vim -c "set t_Co=8" -c "syntax on" -c "/^$"'
#GnuPG verwenden. Achtung: Pfad anpassen!
#source /usr/share/doc/packages/mutt/gpg.rc
#eigene Aliasdatei verwenen:
set alias_file=~/.mutt_alias
#Aliasdatei einlesen, damit die Adressen gleich bekannt sind:
source ~/.mutt_alias
#Namen/Adressen über die Aliasliste suchen und anzeigen
set reverse_alias
#Im Pager auch einen Teil Index anzeigen:
set pager_index_lines=5
#Im Pager mit Cursortasten scrollen können
bind pager <up> previous-line
bind pager <down> next-line
#Attachments lila
color attachment magenta default
#Fehler rot
color error red default
#Der Header Gelb, Subject (Betreff) leuchtend, das To in weiß
color header brightyellow default "^Subject: "
color header white default "^To:"
color hdrdefault yellow default
#Der "Leuchtbalken"
color indicator black white
color markers brightblue default
#Die Nachricht selbst auch bunt machen; dabei je Quotingebene
#eine andere Farbe --> bringt Übersicht
color message white default
color normal white default
color quoted yellow default
color quoted1 green default
color quoted2 cyan default
color quoted3 red default
#die Signatur nicht so hell anzeigen
color signature brightblack default
#Statuszeile in blau-gelb
color status brightyellow blue
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Diese Datei kann man nun seinen Bedürfnissen anpassen und hat
eine Anfangskonfiguration. Mit der Zeit kann man diese dann
weiterentwickeln und Mutt mehr und mehr auf seine Bedürfnisse anpassen.
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